1. Die Artikel |
Genau wie im Quenya gibt es im Sindarin keinen unbestimmten Artikel wie "ein, eine"; das Fehlen eines bestimmten Artikels zeigt an, dass das Substantiv in der unbestimmten Form vorliegt: Edhel = "Elb" oder "ein Elb". Der bestimmte Singular-Artikel "der, die, das" ist i: aran "König", i aran "der König". Diese Beispiele könnten ebenso gut aus dem Quenya stammen. In einem unübersetzten Text in HoME3:354 gibt es den Ausdruck ir ithil. Wenn das *"der Mond" heißt, könnte das bedeuten, dass der Artikel i vor Worten, die mit i- beginnen, die Form ir annimmt (um zwei identische Vokale in Folge zu vermeiden). Anders als in Quenya gibt es im Sindarin eine Plural-Form des Artikels, in. "Könige" heißt erain (aus aran durch Vokal-Änderung gebildet); "die Könige" heißt in erain. Sowohl im Singular wie im Plural kann der Artikel auch als Endung einer Präposition auftreten. Diese Endung hat die Form –n oder –in. Somit wird aus der Präposition na "zu" die Form nan "zu dem, der" . Ben "in dem, der" oder wörtlicher "übereinstimmend mit dem, der", ein Wort das im Brief des Königs auftaucht, scheint die Präposition be "übereinstimmend" –die selber nicht belegt ist- mit der Endung –n für den Artikel zu sein. (Dieses be wäre somit das Sindarin-Gegenstück zu ve "wie, als" im Quenya.) Die Präposition nu (oder no) wird zu nuin "unte den" (wie in Dgor-nuin-Giliath "Schlacht unter den Sternen", ein Name aus dem Silmarillion, Kap.13). Tritt der Artikel in der Form –in auf, führt das zu phonologischen Veränderungen des Wortes, an das er angefügt wird. or "über, auf" wird zu erin "auf, über den", der Vokal i wandelt o zu e um (über ö; "auf, über den" muss in einem früheren Stadium örin gewesen sein). Die Präposition o "von, aus" wird, wenn der Artikel angefügt wird, zu uin, da oi im Sindarin früher zu ui wurde (siehe Uilos, das Gegenstück zu Quenya Oiolossë). Man könnte denken, dass die an eine Präposition angefügte Endung –in dem unabhängigen Plural-Artikel in entspricht, und das Worte wie erin oder uin nur in Verbindung mit Plural-Formen verwendet würden. Allerdings zeigt der Brief des Königs, dass dies nicht der Fall ist; dort werden diese Worte im Zusammenhang mit Singular-Formen verwendet: erin dolothen Echuir "an dem achten [Tag] des Erwachens", uin Echuir "des Erwachens (Monatsname)". Möglicherweise stellen die Endungen –n, -in bei Präpositionen eine seltene Form des Artikels dar, die sowohl im Singular als auch im Plural verwendet wird. In einigen Fällen folgt der normale, unabhängige Artikel der unabhängigen Präposition, so wie im Deutschen: s. naur dan i ngaurhoth *"Feuer gegen die Werwolf-Horde" in einem von Gandalfs Feuersprüchen. Dan i "gegen die" wird nicht durch ein einzelnes Wort ersetzt, z.B. eine Form von dan "gegen" mit einer angefügten Artikel-Endung. Vielleicht können einige Präpositionen auch einfach keine Artikel-Endung erhalten, oder es bleibt einem selbst überlassen, ob man nan oder na in für "für, zu, mit dem/der/den", erin oder or in für "auf, über dem/der/den", uin oder o in für "von, aus dem/der/den" sagen möchte. Das ist nicht ganz klar. Der Genitiv-Artikel: In vielen Fällen verursacht der Artikel eine Veränderung des Anfangskonsonanten des nachfolgenden Wortes. Diese phonologischen Feinheiten werden im Abschnitt zur Konsonanten-Mutation erläutert. Der Artikel i verursacht Lenition oder Konsonanten-Erweichung des nachfolgenden Substantivs. Das n des Artikels in geht in einem Prozess unter, der nasale Mutation genannt wird; das n verschwindet und der Anfangskonsonant wird statt dessen verändert. Andererseits bleibt der Nasallaut der Endungen -n oder –in "der, die, das" erhalten, wenn er an eine Präposition angefügt wird –allerdings scheint er dann beim nachfolgenden Wort das auszulösen, was man als gemischte Mutation bezeichnen könnte. Die Artikel werden auch als Relativpronomen verwendet; siehe Perhael (i sennui Panthael estathar aen) "Samweis (welcher Panthael genannt werden sollte)" im Brief des Königs, oder der Name Dor Gyrth i chuinar "Land der Toten welche leben" (Briefe #332) –das steht für *Dor Gyrth in cuinar, einem Beispiel für nasale Mutation. Dor Firn i Guinar (Silmarillion Kap.20) verwendet Singular i als Relativpronomen obwohl Firn Plural ist; allerdings stammt die Schreibweise Dor Gyrth i chuinar aus einem späteren Brief (von 1972) und ist zu bevorzugen. Es bleibt noch anzumerken, dass Tolkien manchmal, aber nicht immer, die Artikel des Sindarin mit dem nächsten Wort durch einen Punkt oder Bindestrich verband. Diese Schreibweise ist aber anscheinend optional. In den folgenden Texten wird, sofern nicht Quellen direkt zitiert werden, nur der Genitiv-Artikel e, en "des, der" mit dem nächsten Wort durch einen Bindestrich verbunden (da es sonst häufig schwierig wäre, ihn von der Präposition e, ed "außerhalb" zu unterscheiden), die anderen Artikel werden keinen Bindestrich aufweisen. |
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