6. Die Pronomen
 

Folgende Pronomen des Sindarin sind belegt:

1.Person Singular: Das Unabhängige Pronomen im "ich", ebenso die Endung –n; vgl. auch  nin, im einzigen Beispiel mit "auf mich zu" übersetzt bedeutet es möglicherweise einfach "mir/mich", Genitiv nín "mein", ebenso enni "zu mir" und anim "für mich" (offensichtlich zusammengesetzt aus an "für, zu" + im "ich, mir").

2.Person Singular: Die Endung –ch, davon ausgehend, dass agorech "du tatest" bedeutet; vgl. dazu auch das förmliche Dativ-Pronomen le "für dich", dem ein Quenya-Ursprung nachgesagt wird (RGEO:73)

3.Person Singular: E "er", Genitiv dîn "sein"

1.Person Plural: Die Endung –m "wir" (aus avam "wir werden nicht", HoME11:371), des weiteren ammen  "für uns" oder "von uns" (zusammengesetzt aus an + men?)

2.Person Plural: hier ist keine belegt, es sei denn –ch deckt sowohl Singular "du" als auch Plural "ihr" ab (HoME12:42f)

3.Person Plural: hain "sie, ihnen"

Wenn die Endung –n "ich" an einen auf –a endenden Stamm angefügt wird, scheint dies die Änderung des Vokals zu –o auszulösen; avam "wir werden nicht" im  Gegensatz zu avon "ich werde nicht" (HoME11:371, ava = "nicht werden"). Zum Vergleich siehe auch linnon "ich singe" und linnathon "ich werde singen"; die Stämme sind offensichtlich linna und *linnatha "singt" und "wird singen" (folglich linnam "wir singen", *linnach "du singst"?)

Obwohl in NaME:61 das Wort nín für "mein" genannte wird (allerdings sollte es entsprechend Tolkiens grundlegendem System nîn geschrieben werden), scheint es so, als ob "mein"  durch die Endung –en im Wort lammen "meine Sprache" in Gandalfs Beschwörung des Tores von Moria ausgedrückt wird, da dieses Wort mit in HoME6:463 mit "meine Sprache" übersetzt wird. Zum Vergleich, die Quenya-Endung –nya "mein". Einige Kenner der Materie argumentieren, dass die Übersetzung aus HoME6:463 nicht der eigentlichen Bedeutung entspricht, und dass lammen tatsächlich ein Adjektiv sei (beth lammen bedeute wörtlich soviel wie "das gesprochene Wort, das (durch mich) ausgesprochene Wort"). Wie auch immer, im Juli 2000 wurde in VT41:11 das Beispiel guren "mein Herz"; dies scheint zu bestätigen, dass die Endung –en "mein" bedeutet. Nichtsdestoweniger bleibt die Tatsache bestehen, dass diese Endung leicht mit anderen verwechselt werden kann; aus diesem Grund sollte man aus Gründen der Eindeutigkeit beim Schreiben für "mein" das eigenständige Wort nîn verwenden.

Zusätzlich zum Genitiv-Pronomen dîn gibt es im Brief des Königs noch în: Der König wünscht alle seine Freunde (mhellyn în phain) zu grüßen. Sowohl în als auch dîn werden im Deutschen mit "sein, seine" übersetzt, doch scheint es sich hier um tatsächlich eher um ein reflexives Genitiv-Pronomen zu handeln, welches sich auf das Subjekt des Satzes bezieht. Im Sindarin könnte eine Unterscheidung getroffen werden, die sich im Deutschen nicht durch Worte sondern durch Betonung und Sprachmelodie ausdrückt. Die beiden Sätze i venn hunc haw în und i venn hunc haw dîn werden im Deutschen beide mit "Der Mann trank seinen Saft" übersetzt. Doch der erste bedeutet "Der Mann trank seinen (eigenen) Saft" wohingegen der zweite "Der Mann trank seinen (jemand anderes') Saft".

In den Etymologien werden unter dem Stamm S- einige Pronomen des "Noldorin" aufgeführt, allerdings ist nicht bekannt, in wie weit sie im Sindarin zum Ende des 3.ZA Gültigkeit hatten: Ho, hon, hono "er"; he, hen, hene "sie"; ha, han, hana "es". Der Plural wird mit huin, hîn, hein angegeben, was offensichtlich "sie" in Bezug auf eine Gruppe von Männern, Frauen oder Sachen bedeuten soll. Hein wurde später offensichtlich in hain geändert; vgl. die Torinschrift von Moria: Im Narvi hain echant "Ich Narvi sie [=die Tore) machte". Überdies würde das Pronomen huin aus dem "Noldorin" im Sindarin in der Form *hýn auftreten.

 
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