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2. Das Substantiv |
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I Pluralbildung im
Sindarin |
In
seiner fiktiven Entwicklung gab es im Sindarin ursprünglich nicht nur
Singular und Plural, sondern auch den Dual. Letzterer wurde jedoch schon
früh nur noch in der Schriftsprache verwendet (Briefe #347). An seiner
Stelle entwickelte sich neben dem normalen Plural ein sog. Gruppen-
oder Klassen-Plural. Wie in den meisten Sprachen ist der Singular die ungebeugte Grundform des Substantivs. Tolkien merkt an, dass der Plural im Sindarin "meistens durch Vokal-Änderungen gebildet wurde" (RGEO:74): amon "Berg" wird zu emyn "Berge"; aran "König" wird zu erain "Könige". Die Konsonanten bleiben die selben, aber die Vokale ändern sich. Diese Form der Pluralbildung ist auch aus dem Deutschen bekannt, nur dass hier unabhängig davon zusätzliche Pluralendungen verwendet werden: Haus > Häuser, Hand > Hände, Maus> Mäuse. Im Sindarin ist die Situation eine andere: Die Vokal-Änderung ist die übliche Form der Pluralbildung, nur einige wenige Worte weisen eine Pluralendung auf. Die Regeln für diese Veränderungen gelten sowohl für Substantive als auch für die sie beschreibenden Adjektive (letztere ändern sich auch mit dem Numerus), aus diesem Grund werden in den Beispielen zur Pluralbildung auch Adjektive genannt werden. Die Vokaländerungen haben ihren Ursprung in dem Phänomen des Umlauts. Der Umlaut ist ein wichtiges Merkmal des Phonologie des Sindarin; das Wort im Sindarin für dieses Phänomen ist prestanneth und bedeutet soviel wie Beeinflussung oder Abhängigkeit. Es hat etwas damit zu tun, dass ein Vokal einen anderen im gleichen Wort "beeinflußt", ihn im Lautwert an sich angleicht, oder mit dem linguistischen Ausdruck, ihn assimiliert. Die für die Pluralbildung relevante Umlautbildung bezeichnete Tolkien als "i-Abhängigkeit" (HoME11:376), da es der Vokal i war, der ihn ursprünglich auslöste. Tolkien ging davon aus, dass das primitive Elbisch eine Pluralendung *-î hatte, die im Quenya noch als –i besteht (wie in Qendi, Atani, Teleri etc.) Diese Endung als solche existiert im Sindarin nicht mehr, aber es gibt eindeutige Spuren dafür, dass es sie früher gab; und genau diese "Spuren" wurden zum Pluralmerkmal des Grau-Elbischen. Wenn z.B. der Plural von fang "Bart" (wie in Fangorn "Baumbart") mit feng angegeben wird, liegt das daran, dass das a durch die alte Pluralendung *-î, -i beeinflußt wurde, als diese noch existierte. In der ursprünglichsten Form des Elbischen war das Wort für "Bart" spangâ Pl. spangâi, in der Entwicklungsstufe die Alt-Sindarin genannt wird, war daraus sphanga Pl. sphangi geworden. Der Singular ergab im "klassischen" Sindarin fang, aus dem Plural sphangi wurde feng; der ursprüngliche Lautwert des Vokals a verschob sich zur Pluralendung –i ehe diese entfiel – daher weist die spätere Pluralform feng das e als eine Art Kompromiß zwischen (dem Ursprungsvokal) a und (der entfallenen Endung) i auf. (Eventuell gab es auch ein Zwischenstadium mit ei, also ?feing.) |
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I. Pluralbildung im Sindarin |
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Im Rahmen der "Beeinflussung" oder "Umlautbildung" unterliegen die Vokale und Diphtonge unterschiedlichen Änderungen. Manchmal müssen sowohl der genaue Zusammenhang als auch die phonologische Entwicklung in Betracht gezogen werden um die Pluralform eines Wortes zu ermitteln. In den folgenden Texten werden die Vokale nach ihrer "normalen" bzw. unbeeinflussten Form aufgelistet. Der Vokal ADas
a in der Endsilbe eines
Wortes wird normalerweise im Plural zu ai. Das gilt auch für einsilbige Worte (in denen oft ein langes â
vorliegt). Das o.g. Beispiel fang
Pl. feng anstatt **faing scheint
eine Ausnahme zu sein, denn diese Regel ist ansonsten hinreichend
belegt: tâl
"Fuß", pl. tail
(Singular in HoME5:390 s. TAL;
der Plural tail ist in seiner
lenitierten Form -dail im zusammengesetzten Wort tad-dail
"Zweifüßer" in HoME11:388 belegt) ANMERKUNG: Bei
einigen bestimmten Worten wird a in der letzten (oder einzigen) Silbe zu e statt zu ai. Im Plural
kann es zuerst wie sonst auch zu ei
geworden sein, doch dann ging der letzte Teil des Diphtongs nachweislich
verloren (und zwar bevor aus ei
das ai wurde), nur das e blieb erhalten und blieb dann später unverändert. HoME10:373
belegt, dass der Plural von narn
"Erzählung" nern
ist und nicht **nairn oder
**neirn, obwohl
letzterer zu einem früheren Zeitpunkt vorgelegen haben mag. Es scheint
auch so, als ob eher e
anstatt ei/ai vor ng auftritt; in
den Etymologien gibt es das
Beispiel Anfang pl. Enfeng
(nicht **Enfeing)
"Langbärte", einen der Zwergenstämme (HoME5:387 SPÁNAG).
HoME10:10 gibt eine post-HdR Quelle wieder, die bestätigt, dass der
Plural Enfeng im späteren
Sindarin Tolkiens noch gültig war. Vom Beispiel fang
"Bart" pl. feng
ausgehend scheint es, dass der Plural von Worten wie lang
"Schwert" (nach "Noldorin" lhang, HoME5:367), tang
"Bogensehne" oder thang
"Bedürfnis, Not" die Formen leng,
teng, theng annimmt. ANMERKUNG: Zumindest
in einem Wort bleibt das frühere ei
unverändert und wird nicht zu ai
obwohl es in der Endsilbe steht. Entsprechend NaME:353 ist der Plural
von alph "Schwan" eilph;
das würde bedeuten, dass ei
vor einer mit l beginnenden
Konsonantengruppe unverändert bleibt. (Früher, im "Noldorin"
der Etymologien, wurde das Wort für "Schwan" alf
geschrieben und der Plural mit elf
angegeben: HoME5:348 ÁLAK;
zum Plural s. hobas in Elf
*"Hafen der Schwäne" HoME5:364 KHOP).
Entsprechend dem Beispiel eilph könnte
im Sindarin der Plural von lalf
"Ulme" leilf sein,
obwohl der Plural im "Noldorin" der Etymologien
mit lelf angegeben wird
(HoME5:348 ÀLAM). In
nicht-endständigen Silben
wird a im Plural zu e,
wie man auch an einigen der bereits genannten Beispiele sieht: aran
"König" pl. erain;
amon "Berg"
pl. emyn; lavan "Tier" pl. levain. Das gilt nicht nur für Vokale in der vorletzten
Silbe, wie in diesen Beispielen, sondern auch in langen, mehrsilbigen
Worten; a in jeder nicht-endständigen Silbe wird zu e. Das gilt auch dann, wenn das a mehrfach nacheinander auftritt: HoME10:387 zufolge wird Aphadon
"Nachfolger" im Plural zu Ephedyn.
Der Eintrag TÁWAR in
HoME5:391 zeigt, dass das Adjektiv tawaren
"hölzern, aus Holz" die Pluralform tewerin hat. In HoME10:373 gibt es das Wort Edenedair
"Väter der Menschen", den Plural des zusammengesetzten
Wortes Adanadar
"Menschenvater" (
adan "Mensch" + adar
"Vater"). Hier sieht man, dass a
in der Endsilbe zu ai und in allen anderen Silben zu e
wird. Stünde das Wort adan
alleine, wäre der Plural edain,
da das zweite a dann in der
letzten Silbe stünde. Im zusammengesetzten Wort Adanadar
ist das jedoch nicht der Fall, folglich ergibt sich im Plural Eden-. Der
Vokal E: Was
diesen Vokal angeht, scheint glücklicher Weise Übereinstimmung
zwischen Tolkiens ausgereiftem Sindarin und einem Großteil des frühen
Materials aus den Etymologien
zu bestehen. Das Verhalten dieses Vokal ist ziemlich einfach. In der
letzten Silbe eines Wortes wird e
zu i: edhel
"Elb" pl. edhil
(HoME11:364, 377; s. eledh
pl. elidh in HoME5:356 ELED) Dies
gilt ebenso für einsilbige Worte bei denen die letzte Silbe auch die
einzige Silbe ist: certh
"Rune"
pl. cirth (HoME11:396) Im
Falle eines langen ê weist
der auch der Plural ein langes î
auf: hên
"Kind" pl. hîn
(HoME11:403) In
HoME5:363 gibt es im Eintrag KEM das Wort cef
"Boden, Erde" pl. ceif;
beide Formen sind irgendwie merkwürdig. Bei einer Anpassung von
"Noldorin" an Sindarin wäre es am besten, daraus cêf pl. cîf zu machen. Sofern
ein weiteres i unmittelbar
vor dem e in der letzten
Silbe steht, wird aus dieser Gruppe ie im Plural ein einfaches i: Miniel
"Minya (Elb des Ersten Clans)" pl. Mínil
(HoME11:383 – Das i in der
ersten Silbe wird eventuell deshalb zu í
verlängert um irgendwie die Tatsache auszugleichen, dass das Wort im
Plural von drei auf zwei Silben verkürzt wird? In vergleichbaren Fällen
im "Noldorin" der Etymologien
geschieht dies nicht, z.B. Mirion
"Silmaril" pl. Miruin,
nicht ?Míruin, HoME5:373 MIR) In
allen nicht-endständigen
Silben ändert sich das e im
Plural nicht, wie man auch an den Beispielen eledh
pl. elidh und ereg
pl. erig sieht. Der
Vokal I: Zu
diesem Vokal kann man nur eines sagen: Im Plural ändert er sich nicht,
egal ob er in der letzten Silbe steht oder in einer anderen (Beispiele für
letzteres: Ithron
"Zauberer" pl. Ithryn
aus den NaME:574 oder Glinnel
"Elb des Dritten Clans" pl. Glinnil
aus HoME11:378.) Nach
allem was wir wissen, hängen die Vokaländerungen im Plural des
Sindarin vom i-Umlaut ab; die Pluralendung –i
im Alt Sindarin glich die Vokale des Wortes an sich an ehe sie entfiel.
Wenn einer der Vokale eines Wortes i
ist, kann er verständlicher Weise dem –i
der Pluralendung nicht
noch ähnlicher werden, da er schon zu 100% i
ist. Die Sindarin-Form von Silmaril,
Silevril, ist sowohl Singular
wie Plural: Der Singular wird in HoME5:383 unter dem Eintrag RIL angeführt, aber in HoME10:200 gibt es die Bezeichnung Pennas
Silevril als Gegenstück zu Quenya Qenta
Silmarillion, die Geschichte von den Silmarils (Plural!). Ein
weiteres Beispiel, in dem das Wort im Plural offensichtlich unverändert
bleibt, findet sich in HoME11:149 mit Amon
Ethir "Hügel der Späher". Das Wort ethir
"Späher, Spione" wird zweifelsohne vom Wortstamm TIR- "beobachten" abgeleitet (HoME5:394, obwohl das Wort
als solches dort nicht erwähnt wird). Man kann mit ziemlicher
Sicherheit sagen, dass der Singular "Späher, Spion" auch ethir ist. Nur im Satz-Zusammenhang läßt sich feststellen, ob das
Wort Singular oder Plural ist, wie auch bei einer Reihe anderer Worte
des Sindarin (z.B. dîs
"Braut" oder sigil
"Dolch"). Wie auch immer, da Sindarin unterschiedliche
bestimmte Artikel für Singular und Plural besitzt, kann man z.B.
"der Späher" von "die Späher" unterscheiden: nämlich
i ethir bzw. in
ethir. Außerdem kann auch die Endung des Gruppenplurals –ath
an jedes Substantiv angefügt werden, und es wird vielleicht auch häufiger
bei den Worten Verwendung finden, die ansonsten keinen eindeutigen
Plural besitzen. Der
Vokal O: In
der letzten Silbe eines Wortes (unabhängig davon ob es auch die einzige
Silbe ist) wird o im Plural
zu y , entsprechend wird
langes ô zu ý: orch
"Ork" pl. yrch
(HoME5:379 ÓROK) bór
"Getreuer" pl. býr (HoME5:353 BOR;
entsprechend der Schreibweise im Stil des HdR sollte der Akzent
eigentlich ein Zirkumflex in beiden Formen sein, da es sich um
einsilbige Worte handelt) amon
"Berg, Hügel" pl. emyn
(HoME5:348 AM¹) Im
Fall von amon wird in den Etymologien
auch die Form emuin als möglicher
Plural aufgeführt; offensichtlich kann man davon ausgehen dass diese
eine ältere Form ist, bei der der Diphtong ui
zu einem späteren Zeitpunkt zu y wurde. (Wir können außerdem annehmen, dass die Nennung von
"Peringiul" in
HoME5:152 als Plural von Peringol
"Halbelb" lediglich ein Lesefehler von Peringuil
ist – Christopher Tolkien beschreibt die betreffende Passage als
"hastig mit Bleistift geschrieben", zu Lesefehlern verleitend.
Die spätere Form wäre Peringyl,
obwohl sie nirgends belegt ist.) Sofern
vor dem o noch ein i
steht, was eigentlich "iy" ergäbe wird dieses im Plural zu y vereinfacht: folglich ist thelyn
der Plural von thalion
"Held" (HoME5:388 STÁLAG).
Miruin als Plural von Mirion
"Silmaril" (HoME5:373 MIR)
muß als veraltete Form angesehen werden. Wir dürfen annehmen, dass thelyn
in einer früheren Entwicklungsphase theluin
war und das Miruin später zu
Miryn wurde; im Sindarin im
Stil des HdR ist der Plural mit y
zu bevorzugen. ANMERKUNG: in
eine nicht-endständigen Silbe wird o im Plural normalerweise zu e:
Alchoron "Ilkorin-Elb"
pl. Elcheryn (HoME5: 367 LA).
Im alten Sindarin war dieses e früher
ein ö (s. Golodh "Noldo"
pl. Gelydh früher Gölydh;
Quellenangaben dazu s.o.). Ein weiteres Beispiel ist nogoth
"Zwerg"; HoME11:338 gibt den Plural mit nögyth ("noegyth") an, aber in HoME11:338 wird Athrad-i-Negyth
"Furt der Zwerge" erwähnt. Dies stellt nicht wirklich einen
Unterschied dar; nögyth ist
schlicht die alte Form, die später zu negyth
wurde. Im Sindarin im Stil des HdR wären die Formen negyth
und Gelydh zu bevorzugen; außerdem
führt Tolkien im Brief #168 enyd
als Plural von onod "Ent"
an. (Der alte (wenn auch nirgends erwähnte) Plural wäre önyd). Es
gibt jedoch auch einige wenige Worte, bei denen a
oder ó in einer nicht-endständigen Silbe nicht zu (ö >) e wird. Dies ist
dann der Fall, wenn o aus
einem früheren A entstand;
die ungefähre Entwicklung ist â
> au > o. Ein Beispiel ist Rodon
"Vala" pl. Rodyn
statt **Rödyn > **Redin (HoME10:200 nennt Dor-Rodyn
für Quenya Valinor =
"Land der Valar"; es scheint, dass Rodyn
eine Alternative zu Belain
als Bezeichnung für "Valar" im Sindarin ist. Es wurde auch
schon überlegt, ob Rodyn den
Begriff Belain in Tolkiens
Konzeption ersetzte. Die erste Silbe von Rodyn
hat nachweislich den selben Ursprung wie die mittlere Silbe –rat in Aratar , der Quenya-Bezeichnung für einige der hohen Valar. Ein o , das die Stelle eines früheren A einnimmt, unterliegt nicht i-Umlautung.
Als Vergleich Ódhel "Elb
der Mittelerde verließ" pl. Ódhil
in HoME11:364, hier steht ó
für ein früheres aw (die
primitive Form von Ódhel
wird als aw(a)dela "Fort-Gehender" zitiert). Die spätere (von Golodh
"Noldo" beeinflusste) Form Gódhel
hatte entsprechend den Plural Gódhil:
ungeachtet des Einflusses von Golodh
pl. Gelydh kam nicht die Form
**Gédhil auf. Die bisher
genannten Beispiele entstammen dem Sindarin aus der Zeit nach dem Herrn
der Ringe, aber Vergleichbares findet sich auch schon im
"Noldorin" der Etymologien.
Das Beispiel rhofal "Flügel,
Schwinge" pl. rhofel im
Entrag RAM (HoME5:382), wo der
primitive Singular mit râmalê
angegeben ist, bestätigt, dass ein o
wenn es (über au) aus â entsatnd nicht der i-Umlautung
unterliegt. Wie bereite erwähnt, wird "Noldorin" rhofal pl. rhofel unter
Berücksichtigung von Phonologie und Schreibweise im Sindarin des HdR zu
roval pl. rovail – roval ist im HdR lediglichals Teil des Adlernamens Landroval
belegt – dieses o wird im
Plural trotzdem nicht zu e
(**revail ist aufgrund der phonologischen Entwicklung unmöglich).
Der
Vokal U: ANMERKUNG:
Der
Vokal Y:
Der
Diphtong AU: gwaun
"Gans", pl. guin
(HoME5:397, WA-N) Es
scheint jedoch so, als sei dies ein Merkmal des "Noldorin",
das im späteren Sindarin Tolkiens nicht fortbestand. In NaME:583 wird Nibin-noeg
als Name der Kleinzwerge erwähnt, und das letzte Element dieses Namens
ist offensichtlich der Plural von naug
(siehe Naugrim als Name für die Rasse der Zwerge, wie man ihn im Silmarillion
findet). Also wird au im
Plural des Sindarin zu oe.
Bei den Pluralformen der o.g. Worte sollte man also oe
anstelle von ui verwenden,
wenn man eine Anpassung an das spätere Sindarin vornimmt.
("Noldorin" rhaw pl. rhui würde im
Sindarin zu raw pl. roe,
thaun "Pinie" wurde von Tolkien jedoch anscheinend zu thôn
geändert; s. Baumbart, der von Dorthonion
und Orod-na-Thôn sang (HdR2,Bd.3,Kap.4); im Index des Silmarillion
wird Dorthonion mit "Land der Kiefern" übersetzt ["pine"
> "Kiefer" (Amerik. Engl.), "Pinie" (Brit.Engl.);
Anm. der Übersetzerin]. In den Etymologien wurde thôn
dem "Ilkorin" zugeordnet. Der Plural von thôn ist im Sindarin vermutlich thýn). ANMERKUNG: Andere
Diphtonge: ANMERKUNG: Besonderheiten
des ai-Plurals: ANMERKUNG: Bei drei Worten, in denen ai aus ei und dem noch älteren öi (von Tolkien "oei" geschrieben) entstand, sollte der Plural eigentlich den Vokal y, ý aufweisen, jedoch fehlen hier explizite Bestätigungen aus den bisher veröffentlichten Papieren Tolkiens. Diese Theorie basiert auf der Tatsache, dass der erste Teil des archaischen Diphtongs öi den Vokal o oder u des Wortstammes verkörpert, aus dem durch Umlautung y wurde, ähnlich wie in den Fällen bei denen de alte Vokallaut im Sindarin überdauert hat. (wie bei orch "Ork" pl. yrch). Die fraglichen Worte sind 1) fair Adjektiv "rechts"/Substantiv "rechte Hand" (pl. fýr, PHOR, s. Quenya forya), 2) rain "Spur, Fährte, Fußabdruck" (pl. rýn, RUN, s. Quenya runya) und 3) das verwandte Wort tellain "Fußsohle" (pl. tellyn, wo die Endsilbe –lain anscheinend von rain<runya assimiliert wurde, die archaische Form talrunya findet sich in HoME5:390 unter dem Stamm TAL,TALAM). Im "Noldorin" der Etymologien erscheinen diese Worte als feir (die ältere Form "foeir" = föir wird ebenso erwähnt), rein (alt röin) und tellein (die ältere Fom tellöin ist zwar nicht genannt, aber wohl beabsichtigt). Zu beachten ist, dass fair zwar sowohl "rechts, rechte Hand" als auch "Sterblicher Mensch" bedeutet, die unterschiedliche Abstammung aber unterschiedliche Pluralformen zur Folge hat: fýr im ersten Fall und fîr im letzteren.
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Einsilbige
Wörter, die später mehrsilbig wurden (sich aber möglicherweise bei der Pluralbildung noch wie einsilbige
verhalten) Hier
geht es um ein Thema, das in Tolkiens Schriften nicht direkt
angesprochen wird. Aber andererseits ist auch kaum etwas von seinen
grammatikalischen Schriften zugänglich. Unser
allgemeines Verständnis der Entwicklung des Grauelbischen legt
es aber nahe, dass sich bestimmte Gruppen von Substantiven im Plural
etwas unerwartet verhalten - obwohl dieses Verhalten
durch die phonologische Geschichte völlig gerechtfertigt ist. Eine
wesentliche Entwicklung in der Geschichte des Sindarin ist der Verlust
der Endvokale. Dabei wurde aus dem alten Wort ndakro "Schlacht"
später ndakr. Im
frühen Sindarin erschien dieses Wort dann als dagr.
Ein anderes Beispiel ist das Wort makla
"Schwert", das später als makl
und im frühen Sindarin als magl
erscheint. Wir müssen annehmen, dass der Plural von Wörtern wie dagr,
magl auf dieselbe Art gebildet wurde, wie bei anderen einsilbigen Wörtern
von vergleichbarer Form, wie beispielsweise alph, "Schwan" pl.
eilph. So wären die Plurale
"Schlachten" und "Schwerter" wahrscheinlich deigr
und meigl (diese Formen wären in Gebrauch, bevor ei in der Endsilbe normalerweise zu ai wurde). Was
die Sache kompliziert macht, ist die Veränderung die Wörter wie dagr
und magl schließlich erfuhren. Das wortfinale r oder l entwickelte sich
zu einer eigenen Silbe, so dass beispielsweise magl als mag-l
ausgesprochen wurde, wie im Englischen "eagle" als "eeg-l"
gesprochen wird. Später wandelten sich diese silbischen Konsonanten zu
vollständigen Silben indem der Vokal o vor den Konsonanten eingefügt
wurde: Dagr (dag-r) wurde zu dagor
und magl (mag-l) wurde zu magol
(tatsächlich wurde letzteres oft durch megil
ersetzt, was eine angepaßte Form des Quenya Worts für
"Schwert" macil
sein muß). Die Pluralformen deigr,
meigl würden sich wohl auf dieselbe Art zu deigor,
meigol entwickeln (und der spätere Übergang von ei
zu ai in der letzten Silbe würde
nicht vorgenommen werden, da sich das ei
nicht mehr in der letzten Silbe befindet). In synchroner
Betrachtungsweise führt das zu Effekten, die wie Unregelmäßigkeiten
erscheinen: Normalerweise würde man für die Singularworte dagor, magol die Pluralformen degyr,
megyl erwarten, da o in der letzten Silbe normalerweise im
Plural zu y wird
(beispielsweise amon "Hügel"
und der Plural emyn). Aber in
Fällen wie dagor, magol
wurde das o erst relativ spät
eingeführt und scheint jünger zu sein, als der Umlaut o>y;
daher würden die neuentwickelten os
- vermutlich - vom Umlaut unberührt bleiben. Falls Tolkien nicht
annahm, dass ein analoger Ausgleich diese "Unregelmäßigkeiten"
einebnete, müssen alle zweisilbigen Wörter, deren zweite Silbe
ein nachträglich entwickeltes o enthält, immer noch bei der Pluralbildung als einsilbig
behandelt werden. Das o
bleibt unverändert und der Vokal in der "vorletzten" Silbe
wird behandelt als stünde er in der letzten Silbe, was genau das
ist, wie es früher war. Die
fraglichen Adjektive und Substantive sind: Badhor
"Richter" (Pl.
beidhor, wenn die Theorie stimmt - ansonsten wäre es die
analogische Bildung bedhyr), bragol "plötzlich", "heftig" (Pl. breigol; dieses Adjektiv erscheint auch als
bregol, Pl. vermutlich brigol), dagor "Schlacht", Pl. deigor), glamor "echo"
(Pl. gleimor), hador "Werfer", "Schleuderer" (Pl. heidor),
hathol "Axt"
(Pl. heithol), idhor "Nachdenklichkeit" (im Plural unverändert; glücklicherweise
braucht ein Wort mit dieser Bedeutung normalerweise keinen Plural),
ivor ?"Kristall" (im Plural unverändert),
lagor "geschwind" (Pl.
leigor), maethor "Krieger" (im Plural unverändert),
magol "Schwert" (Pl.
meigol), magor "Schwertkämpfer" (Pl. meigor), nadhor "Weide(-gras)"
(Pl. neidhor),
nagol "Zahn" (Pl.
neigol), naugol "Zwerg"
(Pl. noegol), tadol "doppelt" (Pl.
teidol), tathor "Weide(-nbaum)"
(Pl. teithor), tavor "Klopfer", "Specht" (Pl.
teivor), tegol "Schreibfeder" (Pl. tigol). Vielleicht gehört auch noch gollor "Magier" zu dieser Liste (Pl. gyllor statt ?gellyr). ANMERKUNG:
Einige
andere Besonderheiten dieser Gruppe von Wörtern sollen hier noch
festgestellt werden: In (älteren?) Zusammensetzungen tritt das neu
entwickelte o nicht auf und
der Endvokal, der sonst verschwunden ist, bleibt manchmal erhalten.
Daher erscheint magol, das
sich aus dem ursprünglichen makla herleitet, in Zusammensetzungen als magla-. HoME5 listet unter der Wurzel MAK (S. 371) Magladhûr als
"Schwarzes Schwert" (magol
"Schwert" + dûr
[gedehnt zu dhûr]
"schwarz, dunkel"). Wird ein solches Wort vor ein
Bestandteil gesetzt, der mit einem Vokal beginnt, erscheint der ursprüngliche Endvokal nicht mehr, aber das neuentwickelte o
wird auch nicht gefunden.: HoME5: 398, TAM,
zeigt, dass tavr (auch tafr geschrieben) "Specht" diese Form in der
Zusammensetzung Tavr-obel, Tavrobel
*"Specht-stadt" behält, obwohl tavr
als eigenes Wort tavor wurde.
Genauso zeigt HoME5:361, ID,
dass das Wort "idher"
(falsch für idhor?)
"Nachdenklichkeit" als idhr-
im Namen Idhril erscheint. -
Es ist möglich, dass sich im späten Sindarin die Analogie bis zu einem
gewissen Maße durchsetzte und diese Gruppe von Wörtern wie alle
anderen behandelt wurden. Vor der kollektiven Pluralendung -ath
(siehe unten) würde man das später entwickelte O
nicht erwarten. Zum Beispiel würde man als kollektiven Plural von dagr
"Schlacht" dagrath (nicht
belegt) erwarten, unabhängig davon, dass dagr
später dagor
wird, wenn es als Simplex (alleine) erscheint. Aber in 'Nachrichten aus
Mittelerde' (NaME) S.395,
396 finden wir nicht dagrath
sondern dagorath. Auch wenn
kaum Zweifel bestehen kann, dass letzteres eine historisch nicht
gerechtfertigte Form ist: R
stand nicht am Ende und bildete keine eigene Silbe in dagrath,
so dass sich kein o davor
entwickelte, und dagorath muß
als Analogie zum Simplex dagor
entstanden sein. Das ist um so überraschender, da eine andere belegte
Form, der kollektive Plural von nagol
"Zahn", die erwartete Form hat: Naglath
(HoME8:122). Eine Form nagolath
entsprechend zu dagorath ist
nicht nachgewiesen. (Der Simplex nagol
ist auch nicht nachgewiesen, aber Tolkien stellte sich bestimmt ein
ursprüngliches Wort *nakla
"Beißwerkzeug" ="Zahn" vor [vgl. den Stamm NAK "beißen",
HoME5: 374], dieses *nakla wurde dann *nakl und später *nagl >
*nagol in Sindarin). Außerdem gibt es noch den Namen Eglath
"Die Verlassenen" für die Sindar. Dieser kollektive
Plural spiegelt die ursprüngliche (singular) Form hekla
oder heklô wieder
(HoME11:361; es ist unbekannt ob sich auch eine unabhängige
Singular-Form in Sindarin entwickelte; wenn ja, wäre es egol
aus früher egl und der
normale Plural wäre igl und
später igol). Eine
Form ?Egolath erscheint
nirgends (und wäre genauso überraschend, wie wenn statt der belegte Zusammensetzung Eglamar
"Land der verlassenen Elben" plötzlich *Egolmar auftauchte). Müssen wir annehmen, dass Tolkien seine
eigenen Regeln vergaß, als er in NaME (zweimal, S. 395, 396) dagorath
statt dagrath schrieb? Wir können uns eher vorstellen, dass es mehrere
Varianten des Sindarin gab. In einem 'reineren' und 'klassischeren' Stil
würden die kollektiven Plurale von Wörtern wie dagor
und nagol möglicherweise
die historisch korrekten Formen dagrath,
naglath annehmen, aber in einem eher 'umgangssprachlichen' oder
'formloseren' Stil, könnten Formen wie dagorath
und nagolath durch
Analogie in Gebrauch kommen. Es ist dann möglich anzunehmen, dass in
einer Form von Sindarin, die dagorath
gegenüber dagrath bevorzugt, der historisch korrekte Plural deigor
ebenfalls durch degyr ersetzt
würde, wobei die Umlautung dem üblichen Schema folgt.
Interessanterweise verrät der Name Dagorlad
"Schlachtebene", der
im 'Herr der Ringe' (HdR)
erscheint, dass dagor als erster Teil eines zusammengesetzten Wortes nicht ?dagro-
wird, was die frühere Form ndakro wiederspiegeln würde (im Gegensatz zu den oben genannten
Beispielen: magol "Schwert"
wird in der Zusammensetzung Magladhûr
magla-, welches das ursprüngliche makla
zeigt und tavor
"Specht" erscheint in der Zusammensetzung Tavrobel
in der archaischen Form tavr).
Also wirkt wieder die Analogie zur Simplexform. Vielleicht wäre Dagorlad tatsächlich ?Dagrolad
wenn die Zusammensetzung älter wäre, schon in den guten alten Zeiten
geprägt, als die Elben noch etwas wie *Ndakro-lata
(Endvokal unsicher) sagten. Stattdessen wurde Dagorlad
offensichtlich später aus dagor
"Schlacht" und -lad
"Ebene " zusammengesetzt. Eine spätere Zusammensetzung
"Schwert-Schwarz" würde wahrscheinlich nicht Magladhûr sondern einfach Magoldhûr
sein und "Specht-Dorf" könnte als späte Zusammensetzung gut Tavorobel
statt des nachweisbaren Tavrobel
sein. In
bestimmten anderen Fälle von einsilbigen Wörtern, die mehrsilbig
wurden, wird nicht ein neuer Vokal vor einem Konsonanten eingefügt, wie
in dagr > dagor, sondern
es wird ein Konsonant zum Vokal. In den meisten Fällen ist dies
ein älteres -w, das zum -u wird. Bevor die Endvokale verloren gingen, endeten einige Wörter
in -wa
(typischerweise Adjektive) oder -we
(typischerweise Abstrakte). Als der Vokal verschwand, blieb nur noch das
-w von diesen
Endungen. Beispielsweise das Wort für "Geschicklichkeit" oder
"Fertigkeit", das in Quenya als kurwe (curwë) erscheint, was auch die Form des Wortes in
Alt-Sindarin wäre, wurde im frühen Sindarin zu curw. Wir müssen annehmen, dass dies im Plural zu cyrw
wurde, einer vollständig regulären Form entsprechend den oben
angegebenen Regeln. Aber nach HoME5:366, KUR,
wurde curw später curu: Das -w
am Ende nach einem anderen Konsonanten wurde zum Vokal -u.
Der Halbvokal wurde zum vollen Vokal. Wieder würde das Erscheinen des
Vokals wahrscheinlich zu scheinbaren Unregelmäßigkeiten führen: Bei
einem Substantiv wie curu ist
man versucht es wie tulus "Pappel",
Pl. tylys zu behandeln - also
curu, Pl. ?cyry. Aber dieses, wenn es überhaupt existierte, wäre eine
analog gebildete Form. Der
historisch bedingte Plural von curu
kann nur cyru sein, da
aus dem alten Pl. cyrw später
cyru wurde, genauso wie auch aus dem Sg. curw curu. Dies
sind nun die betroffenen Wörter mit den vorgeschlagenen Pluralformen: anu
"Ein männliches Wesen" (plural Form einu),
celu "Quelle,
Ursprung" (Pl. cilu), coru adj. "gerissen, verschlagen" (Pl. cyru),
curu "Fertigkeit, listiger Plan, Geschick" (Pl. auch cyru),
galu "gutes Geschick, Glück" (Pl. geilu), gwanu "Tod,
Vorgang des Sterbens" (Pl. gweinu),
haru "Wunde" (Pl. heiru),
hethu "neblig, verborgen, undeutlich" (Pl. hithu),
hithu "Nebel" (bleibt im Plural unverändert und darf
nicht mit der Pluralform des Adjektives hethu
durcheinandergebracht werden), inu
"ein weibliches Wesen" (im Plural unverändert), malu "fahl, blass" (Pl. meilu), naru
"Rot" (Pl. neiru), nedhu
"Polster, Kissen" (Pl. nidhu),
pathu "ebener Platz, Rasen" (Pl. peithu), talu
"flach" (Pl. teilu),
tinu "Funke, kleiner
Stern" (im Plural unverändert). Die Wörter mit dem Stamm-Vokal a lassen wir Pluralformen
mit ei statt mit ai
haben, wobei wir annehmen, dass diese Wörter zweisilbig wurden, bevor
in den Endsilben aus ei ai
wurde (das heißt, dass die Silbe in der ei vorkommt als diese Veränderung eintrat schon nicht mehr die
letzte war, weil -w schon zu -u
geworden war und eine neue Endsilbe bildete). Daher ergibt sich anu
: einu, gwanu : gweinu, haru
: heiru, malu : meilu,
naru : neiru, pathu
: peithu, talu : teilu.
Falls der Wandel von ei
zu ai in den Endsilben vor dem Übergang zur Mehrsilbigkeit
stattfand, müssen wir ai
statt ei in den Pluralformen
annehmen - außer bei haru und
naru, deren Pluralformen wohl eher neru und heru wären, die
sich aus herw und nerw
entwickelt hätten. (Vergleiche den Pl. von narn
"Erzählung", der nern
ist, wahrscheinlich entwickelt aus dem früheren ?neirn,
indem ei vor einer Konsonatenverbindung, die mit r- beginnt, zu e
vereinfacht wird. Falls der Pl. von naru
neru ist, würde das bedeuten, dass ei
zu e vereinfacht
wurde, bevor die Verbindung rw
der früheren Formen narw,
Pl. ?neirw aufgelöst wurde,
indem der Endkonsonant w zum
Vokal u wurde. Andernfalls würde,
wie oben angenommen, die Regel das ei
vor einer r-Verbindung zu e
würde nicht greifen: Die ursprüngliche Verbindung hätte sich schon in
einen einzelnen Konsonanten und einen Vokal verwandelt). ANMERKUNG:
In
den Etymolgien ist
die spätere Phase, in der aus -w
-u wurde, oft nicht explizit festgehalten. Es gibt curu
neben dem älteren curw (KUR)
und naru neben älter narw (NAR¹),
aber ansonsten sind nur die älteren Formen, in denen es das -w
noch gibt, aufgelistet: So finden wir anw,
(3AN), celw (KEL), corw
(KUR), galw (GALA),
gwanw (WAN), harw
(SKAR), hethw / hithw (KHITH),
inw (INI), malw
(SMAL), nedhw (NID),
pathw (PATH) und tinw
(TIN) statt anu, celu, coru
etc. wie oben. Diese letzteren Formen sind in Tolkiens Schriften nicht
direkt nachgewiesen. Es könnte sein, dass Tolkien, soweit es das
"Noldorin" der Etymologien betrifft, noch nicht endgültig
entschieden hatte, dass -w
in dieser Position zu -u würde;
diese Idee erscheint nur an einigen wenigen Stellen aufgekommen zu sein.
Allerdings müssen wir nicht zögern, die späteren auf -u
endenden Formen zu benutzen, wenn wir ein Sindarin haben wollen, wie es
im HdR und im Silmarillion benutzt wird. Beachten Sie, dass in
den Etymologien gesagt wird, die "Noldorin" Form des
Quenya Namens Elwë wäre *Elw, diese
Form ist mit einem Stern versehen, da sie so nicht tatsächlich in der
Sprache der Exilierten verwendet wurde (HoME5:398, WEG). Aber im Kapitel 4 des veröffentlichten Silmarillions
ist das Szenario anders. "Noldorin" wurde nun zu Sindarin und
es gibt sogar eine Sindarin Form von Elwë,
aber sie ist Elu statt "Elw"
wie in den Etymologien: "Vergeblich wurde Elwe von seinem
Volke gesucht, und ... wurde in späteren Tagen ein großer König ...
und König Graumantel hieß er, Elu Thingol in der Landessprache [von
Beleriand]." Hier können wir klarerweise eine Entwicklung Elwe
> Elw > Elu annehmen. Es scheint also völlig gerechtfertigt,
auch (beispielsweise) für celw
"Quelle, Ursprung" die spätere Form celu
(analog zu Elu) zu verwenden,
auch wenn diese Form celu so
nicht explizit belegt ist. Einen parallelen Fall bildet der Name Finwë; wieder sagen die Etymologien, dass die
"Noldorin" Form *Finw
wäre, dass diese aber nicht benutzt worden wäre (HoME5:398, WEG).
Eine viel spätere nach-HdR Quelle stimmt damit überein, dass es keine
Sindarin Form von Finwe gab,
aber das dieser Name "wenn er wie ein Wort dieser Form behandelt würde,
das im ursprünglichen Sindarin vorhanden gewesen wäre, Finu
[und nicht Finw] wäre"
('Peoples of Middle Earth' (PM) S. 344). Wenn "Noldorin" Finw
dem Sindarin Finu entspricht,
können wir schließen, dass "Noldorin" gwanw
Sindarin gwanu entspräche. -
Das oben aufgelistete Wort talu
"flach" erscheint tatsächlich als dalw (nicht **talw) in
den Etymologien, aber direkt nach dalw
ist dalath "flache
Oberfläche, Ebene"
aufgelistet (LR, S. 353,
Wurzel DAL), das in dem Namen
Dalath Dirnen "Bewachte
Ebene" (HoME5:394, TIR)
erscheint. Aber Tolkien änderte später dalath
zu talath; im Silmarillion
heißt die "Bewachte Ebene" in Beleriand
Talath Dirnen. Übereinstimmend mit dieser Veränderung, ändern wir
auch das verwandte "Noldorin" Wort dalw
"eben" in das Sindarin talw>talu.
Wir können aber immer noch (dalw
>) dalu - und in diesem Zusammenhang auch dalath
- als gültige Nebenformen annehmen. Es
gibt auch einige wenige Fälle in denen ein -gh
(angehauchtes g) am
Wortende zum Vokal wird. Ein Beispiel liefert HoME5:381, PHÉLEG,
wo ein Wort fela "Höhle"
aus dem Alt-Sindarin (oder "Alt-Noldorin") phelga abgeleitet wird. Da Endvokale nach der "Alt-Sindarin"-Stufe
verloren gingen, ist fela kein Beispiel für ein ursprüngliches finales a,
das im späteren Sindarin überlebte. Vielmehr scheint Tolkien sich
folgendes vorgestellt zu haben: Alt-Sindarin phelga
wurde natürlich zu phelg,
als der Endvokal verschwand. Dann wurden Verschlußlaute nach den
Liquiden l und r zu
Hauchlauten (NaME:353) und somit aus phelg
phelgh (oder felgh,
da die Verschiebung ph > f
ungefähr zur gleichen Zeit stattfand). Aber gh überlebte niemals in das Sindarin von Frodos Zeit. Am
Wortanfang verschwand es spurlos, aber in dieser Position wurde es
vokalisiert: Felgh
wurde zu fela. Der Plural von
felgh war
offensichtlich filgh,
nach den normalen Regeln gebildet (vergleiche beispielsweise telch
"Stamm", Pl. tilch
– HoME5:391, TÉLEK).
Die Pluralform filgh
wurde dann fili, wobei die
Vokalisierung von gh
hier zu einem i,
statt einem a führte
(vielleicht wurde g>gh
etwas palatalisiert durch die verlorenen Alt-Sindarin Pluralendung -i, die auch den Umlaut verursachte, wodurch die anschließende
Vokalisierung in Richtung i
verschoben wurde). Es macht keinen großen Unterschied, wie wir uns
den Vorgang im Detail vorstellen: Auf jeden Fall ist das Endergebnis das
außergewöhnliche Paar fela Pl. fili aus den älteren
Formen felgh Pl. filgh. Fela Pl. fili ist der
einzige Fall, in dem Tolkien explizit sowohl den Singular, als auch den
Plural eines solchen Paares erwähnt. Es gibt allerdings zwei oder drei
andere Wörter, die eine ähnliche phonologische Entwicklung
haben. Das Wort thela
"Spitze (eines Speeres)" kommt vom Stamm STELEG (HoME5:388), und obwohl Tolkien keine ursprünglichen Formen
auflistet, müssen wir wahrscheinlich im Ursprünglichen Elbisch eine
Form stelgâ (Endvokal unsicher) annehmen, die zu Alt-Sindarin sthelga
und später (s)thelgh
wird, wovon die Pluralform (s)thilgh
wäre. Im Singular ergibt sich dann die belegte Sindarin-Form
thela (völlig analog zu fela);
der nicht nachgewiesene Plural muß dann thili
sein (entsprechend dem belegten Plural fili). Außerdem gibt es noch einige wenige Adjektive. Ein Adjektiv thala "unentwegt, beständig, fest" wird in HoME5:388, STÁLAG, vom Alt-Sindarin/"Noldorin" sthalga abgeleitet. Die nicht belegte Zwischenform wäre dann (s)thalgh, Pl. (s)teilgh, nach den normalen Regeln, wie (beispielsweise) alph "Schwan", Pl. eilph. Wir müssen also annehmen, dass die Pluralform von thala theili ist. Ein ähnlicher Fall wäre tara "zäh, unbewegt", von dem gesagt wird, es repräsentiere die Alt-"Noldorin"/Sindarin Form targa (HoME5:390). Wieder wäre die unbelegte Zwischenform targh. Die Pluralform dieses Adjektivs könnte teirgh sein, was dann wahrscheinlich Sindarin teiri ergeben würde. Es gibt aber noch eine andere Möglichkeit: Wie schon erwähnt, scheint ei irgendwann vor Konsonantenverbindungen, die mit r beginnen zu e vereinfacht worden zu sein (daher haben wir nern statt neirn > nairn als Plural von narn "Erzählung"). Wenn dies der Fall war, bevor das End-gh des Pluraladjektivs zum Vokal wurde, so dass die Konsonantenverbindung verschwand, würde die Form zu tergh und im späteren Sindarin teri. Derzeit können wir nicht sicher sagen, ob teri oder teiri die beste Pluralform für tara wäre, da wir nicht wissen, in welcher genauen Reihenfolge sich Tolkien die Lautverschiebungen gedacht hat; ich würde wahrscheinlich teiri benutzen.
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Der
verlängerte Plural Es
gibt eine Wortgruppe, deren Plural scheinbar länger ist als der
Singular. Aus historischer Sicht sollte die Perspektive jedoch
korrekterweise eigentlich umgekehrt werden und von einem "verkürzten
Simngular" gesprochen werden, da in diesem Fall die dem Plural
zugrunde liegende Form einen besseren Eindruck des ursprünglichen
Wortes vermittelt als die aktuelle Form des Singular. In
HoME11:363 wird von êl gesagt, es sei ein (altmodisches) Wort im
Sindarin für "Stern". Entsprechend der bereits ausgeführten
Regeln, basierend auf Beispielen wie hên "Kind"
Pl. hîn (HoME11:403),
würde man die Pluralform **îl erwarten. In HoME11:363 wird er
Plural von êl jedoch mít elin angegeben. Die erweckt den Anschein, als läge die Pluralendung
–in vor. Doch dies ist,
genau genommen, nicht wirklich der Fall. Beim vergleich dieser Worte mit
den Quenya-Gegenstücken elen
Pl. eleni bekommt man eine
erste Ahnung davon, was hier wirklich vorliegt. Eleni
wäre ebenso der im Alt-Sindarin verwendete Plural, woraus sich im
Sindarin schließlich elin
ergibt: Die Pluralendung ging wie alle finalen Vokale unter, hinterließ
jedoch ihre Spuren in Form der Umlautung des zweiten e
zu i. Das n der Pluralform eleni war
"sicher", da es von der Pluralendung abgeschirmt wurde, doch
die Singularform elen wurde
anscheinend zu ele reduziert,
obwohl diese Form von Tolkien nicht ausdrücklich erwähnt wird. Später
entfielen die finalen Vokale und es ergab sich el,
woraus noch später, als die Vokale einsilbiger Worte dieser Form verlängert
wurden, das êl im Sindarin
entstand. Und somit ergibt sich das im Sindarin des 3.Zeitalters merkwürdige
Paar êl Pl. elin. Im Fall eines anderen, ähnlichen Wortpaares, nêl
"Zahn" Pl. nelig, führen
die Etymologien die Formen nele
Pl. neleki des
"Noldorin"/Sindarin an, was die eben angeführten Erklärungen
bestätigt: Der Vergleich des Singular nele
mit dem Stamm NEL-EK
(HoME5:376) zeigt, dass der Konsonant entfiel. (Im Ur-Eldarin hatte nele anscheinend noch die Form *neleg,
die auch direkt dem Quenya nelet
zugrunde liegt, das an gleichre Stelle erwähnt wird –die Phonologie
des Hochelbischen gestattet kein wortfinales –k,
so wurde es stattdessen zu –t.)
Folglich ergibt sich im Singular *nelek>nele>*nel>Sindarin
nêl , doch der Plural neleki
(wie auch im Quenya)> umgelautet *neliki>später
wegen des Verlustes des finalen Vokals *nelik>Sindarin
nelig. Andere
Worte, die sich entsprechend verhalten: ael
"Teich, See", Pl. aelin
(angepasst von "Noldorin" oel
Pl. oelin, HoME5:349 AY; es
gibt Aelin-Uial "Dämmerseen"
im Silmarillion) âr
"König", Pl. erain
(doch der vollständige Singular aran
scheint üblicher zu sein als der verkürzte âr) bór
(oder besser bôr)
"Getreuer, Vertrauter", Pl. beryn
(HoME5:353 BOR, wo der Plural
in seiner "Noldorin"-Form auftaucht berein,
beren; angepasst an seine
vermutliche Sindarin-Form. Vgl.
den "Noldorin"-Plural geleidh
"Noldor" entsprechend dem Sindarin gelydh. – Der Eintrag BOR
zeigt, dass der Plural von bór
später zu býr wurde,
gebildet in Analogie zum Singular; Schreiber sollten nach Möglichkeit býr verwenden.) fêr
"Buche", Pl. ferin
(HoME5:352 BERÉTH,
vgl. HoME5:381 PHER; letztere
Quelle zeigt, dass dieses Wort für "Buche" später durch brethil ersetzt wurde
– ein Wort, das im Plural unverändert bleibt.) ôr
"Berg", Pl. eryd
oder unregelmäßig ered
(doch wie im o.g. Fall von âr
ist der vollständige Singular orod
scheinbar üblicher als der verkürzte ôr;
HoME5:379 ÓROT listet zwei
Singulare des "Alt Noldorin" , vollständige oroto
oder verkürzt oro; diese würden
später in der Sprache entsprechend zu orod
und ôr, aber der einzige
aufgeführte Singular ist eigentlich orod
– abstammend vom unverkürzten oroto.) tôr
"Bruder", Pl. teryn
(HoME5:394 TOR; angepasste Form vom "Noldorin" terein. Der selbe Eintrag in den Etymologies zeigt jedoch auch, dass dieses Wort für
"Bruder" im normalen Sprachgebrauch ersetzt wurde durch muindor
Pl. muindyr, oder – wenn "Bruder" im weiteren Sinne von
"männlicher Verbündeter" verwendet wird - gwador, dessen "Noldorin"-Plural gwedeir war; als gwedyr
ins Sindarin übernommen.) thôr
"Adler", Pl. theryn
(HoME5:392 THOR; Plural weider angepasst vom "Noldorin" therein.
– Dieser Eintrag in den Etymologien
zeigt, dass der unverkürzte
Singular thoron ebenso
verwendet wurde. Ergänzend
zu den genannten, gibt es einige Worte, die in die selbe Kategorie gehören,
obwohl die Pluralformen keinen finalen Konsonanten haben; pêl
"eingezäuntes Feld" Pl. plei, ôl
"Traum" Pl. ely und
thêl "Schwetser"
Pl. theli. Hier ist schlicht
und einfach der ursprüngliche finale Konsonant h,
leniert vom s in der Phase des
Alt-Sindarin, in den Pluralformen entfallen: Die zugehörigen Stämme
werden mit Pel(ES), ÒLOS und THELES in den Etymologien
angegeben. Beim ersten dieser Einträge wird pêl
"eingezäuntes Feld" als von pele
(HoME5:380) abstammend dargestellt, welches ausgehend vom Stamm PEL(ES) als reduzierte Form von *peles
(s. das Quenya-Ggenstück peler,
eindeutig hergeleitet von *pelez<*peles).
Der Plural der alten Form pele
wird mit pelesi angegeben, und es wird weiter ausgeführt, dass dies zu peledhi
("peleki" in HoME%:380 ist ein offensichtlicher Lesefehler von
Tolkiens Manuskripten, denn s wurde hier zu h; vgl. barasa>baraha
in HoME5:351 BARÀS). Wie schon in einem vorher erwähnten Fall, neleki
wird zu nelig, wurde der
Plural pelehi zu *pelih –doch in diesem fall war der
entstandene finale Konsonant so schwach, dass er entfiel und sich die
Pluralform peli ergab, die den falschen Eindruck erweckt, dass das Sindarin
eine Pluralendung ähnlich dem –I des Quenya verwendet. ANMERKUNG:
|
Der
Plural mit
–in Es
gibt einige Worte, die anscheinend eine echte Pluralendung –in aufweisen, deren Ursprung jedoch unklar zu sein scheint; es
ist denkbar, dass Tolkien sich eine Analogie zu Beispielen wie êl pl. elin vorstellte,
bei der (wie vorher dargestellt) keine echte Endung vorliegt. Das
beste Beispiel beinhaltet ein Lehnwort, Drû
"Wasa", der Name für einen der Drúedain oder "Wilden
Menschen"; die Sindarin-Bezeichnung basiert auf deren Bezeichnung für
sich selbst Drughu. Der
NaME:502 zufolge war Drúin
der Sindarin-Plural von Drû.
Möglicherweise kennzeichnet dieser außergewöhnliche Plural das Wort
auch irgendwie als Lehnwort; es wird nicht entsprechend der bekannten
Regeln gebeugt (denn das hätte eine Pluralform wie **Drui
ergeben). Auf
den Feldern von Cormallen (HdR3,Bd.6,Kap.4) wurden die Ringträger als Conin
en Annûn gegrüßt, und das wird im Brief#230 mit "Prinzen des
Westens" übersetzt. Angenommen, dass Conin
"Prinzen" die Pluralendung –in
beinhaltet, könnte es ein Plural von ?caun
sein (durch das Anfügen von –in,
einer zusätzlichen Silbe, wird in der daraus entstandenen mehrsilbigen
Umgebung aus dem au ein o). Dieses ?caun könnte
die sindarisierte Form von Quenya cáno
"Kommandant" (HoME12:345) sein, was wiederum ein Lehnwort wäre
und kein ursprüngliches Sindarin-Wort (HoME12:362 erwähnt das
eindeutig übernommene Wort caun
mit der Bedeutung "Aufschrei, Geschrei"). Wenn conin
"Prinzen" nicht der Plural von *caun
ist, könnte es der Plural eines ansonsten unbekannten Wortes *conen
sein, doch das sieht eher nach einem Adjektiv als nach einem
Substantiv aus. Der im Silmarillion erwähnte Name Dor-Lómin wird in HoME5:406 mit "Land der Echos" übersetzt. Der Anhang des Silmarillion führt das Wort lóm "Echo" auf, allerdings wird nicht erwähnt welcher Sprache es entstammt. Ist lómin der Plural von lóm? Hier muß sorgfältig zwischen den verschiedenen Stadien in Tolkiens Konzeption unterschieden werden. Die Etymologien führen das Wort lóm "Echo" auf (HoME5:367, LAM), allerdings ist dies Doriathrin und nicht "Noldorin">Sindarin. Im Doriathrin (einem Dialekt des Ilkorin, dessen Platz innerhalb der Mythologie später von Sindarin übernommen wurde) gibt es tatsächlich eine Plural-Endung –in, also könnte lómin im Doriathrin "Echos" bedeuten. Doch in dem eben erwähnten Eintrag der Etymologien erscheint der Name, der im Silmarillion Dor-Lómin lautet, in der Form Dorlómen. Von Dorlómen wird behauptet, dass es nicht Doriathrin ist, sondern eine "noldorisierte" Form des wirklichen Doriathrin-Namens Lómendor. Das erste Element ist keinesfalls eine Pluralform, sondern das Doriathrin-Adjektiv lómen "wiederhallend". Vielleicht liefert das einen Hinweis darauf, wie Tolkien den Namen später gedeutet haben könnte. Als er Sindarin zur Sprache Beleriands machte und das "Ilkorin" verwarf, machte er noch immer Anleihen bei diesem besonderen Dialekt des Nord-Sindarin, und der Name Dor-Lómin scheint dem zu entsprechen was darüber bekannt ist ( m wird nach einem Vokal nicht zu mh>v geöffnet; siehe als Beispiel Oromës Name im Nord-Sindarin Arum und nicht Araw [für *Arauv] wie im Standard-Sindarin (HoME11:400). Es ist eine begründete Vermutung, dass Tolkien Dor-Lómin in der Zeit nach dem HdR wörtlich mit "Widerhallendes Land" übersetzte, wobei lómin das Adjektiv des Nord-Sindarin ist, das sich vom älteren *lâmina ableitet. Im Standard-Sindarin wäre die adjektivische Endung im Singular –en und nur im Plural –in, doch dies mag eventuell nicht für diesen Dialekt des Sindarin gelten. Wenn lómin wirklich ein Adjektiv ist, ist es allerdings für die Erörterung der Pluralbildung im Sindarin völlig irrelevant.
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Herleitung des Singular vom Plural In
der großen Mehrzahl der Fälle kann der Singular als Grundform des
Substantivs angesehen werden, von der dann der Plural abgeleitet wird.
Es gibt allerdings einige Fälle, bei denen der Plural die Grundform
ist, von der dann der Singular abgeleitet wird. Historisch gesehen ist fileg
"kleiner Vogel/Vögelchen", Pl. filig,
ein solcher Fall. Der Stamm PHILIK (HoME5:381) ergab im Sindarin filig,
doch da in den meisten Pluralformen das i
in der Endsilbe aus einem e
im Singular entstand (z.B. Edhil
als Plural von Edhel "Elb"),
wurde das Wort filig als eine
eben solche Pluralform angenommen und der Singular wurde entsprechend
der bekannten Vorgehensweise ("rückwärts") gebildet: fileg.
Ausgehend vom Stamm PHILIK ist diese Singularform jedoch historisch
nicht zu rechtfertigen; wie Tolkien in den Etymologien anmerkte, ist es
lediglich ein "analoger Singular". Das Paar fileg,
Pl. filig, das vollkommen den
üblichen Regeln entspricht, stellt kein besonderes Problem für jene
dar, die Sindarin dementsprechend gleichförmig lernen. Doch in den
Etymologien wird darauf hingewiesen, dass der Singular auch filigod
lauten könnte, wobei die Endung –od
vom Effekt her eine "Singular-Endung" ist, woraus sich dann
das eigentümliche Paar filigod,
Pl. filig ergibt. Ein anderer
ähnlicher Fall beinhaltet eine weitere "Singular-Endung": lhewig "Ohr", Pl. lhaw
(s. der Berg Amon Lhaw im HdR,
"Berg des Hörens" oder wörtlich "Berg der Ohren",
am Ende des Kapitels 'Der Große Strom' in Teil 1). Der Plural lhaw wird damit erklärt, dass er die alte Dualform repräsentiert,
die ein Paar Ohren beschreibt, oder wie Tolkien schrieb "Ohren
(einer Person)" (HoME5:368 LAS²). Der Singular lhewig "Ohr" ist wiederum von dieser Plural- oder Dualform
abgeleitet. Eine vergleichbare "Singular-aus-dem-Dual" Bildung
mit –ig ist gwanunig
"Zwilling", abgeleitet von gwanûn
"Zwillingspaar" (HoME11:367). ANMERKUNG: |
Das
erste Element zusammengesetzter Worte: Ein
bereits früher zitiertes Beispiel, Edenedair
"Väter der Menschen" oder wörtlich "Menschen-Väter"
(HoME5:373), ist erkennbar der Plural des zusammengesetzten Wortes adanadar
"Mensch-Vater" (adan
+ adar). Hier kann man die Umlautung der Vokale im gesamten Wort
beobachten, alle a's in
nicht-finalen Silben werden zu e's,
so als wäre es ein einheitliches Wort. Doch wäre es möglicherweise
ebenso zulässig, den Plural *adanedair
zu verwenden, bei dem das erste Element unberührt bleibt und nur adar
"Vater" der Umlautung unterliegt (zu edair).
In HoME11:376 macht Tolkien einige Anmerkungen zu den Pluralformen von orodben "Bergbewohner" und rochben "Reiter" (genau genommen die Zusammensetzungen orod-ben
"Berg-Person" und roch-ben
"Pferd-Person"). Die im Plural auftretende i-Beeinflussung
wirkte sich ursprünglich im gesamten Wort aus, und resultierte in den
Formen örödbin und röchbin (in HiME11:376 "oeroedbin" und "roechbin"
geschrieben; woraus im Sindarin zu Frodos Zeit eredbin
und rechbin geworden wäre, obwohl Tolkien diese späteren Formen nicht
erwähnt). Des weiteren merkte Tolkien an, dass "die normale [sog.
nicht-umgelautete] Form des ersten Elements häufig dann
wiederhergestellt wurde, wenn die Natur der Zusammensetzung bedeutsam
blieb"; daher kann der Plural von rochben
ebenso gut rochbin sein, die
Umlautung betrifft hier nur den Vokal des finale Elements –ben
"Person", wohingegen roch
"Pferd" unverändert bleibt. (Daraus lässt sich die Schlussfolgerung
ziehen, dass der Plural von orodben
"Bergbewohner" entsprechend orodbin
sein kann, wobei orod
"Berg" seine normale Form beibehält; allerdings ist die Form orodbin
in HoME11:376 nicht erwähnt). In der Zusammensetzung Edenedair
ist das erste Element nicht wiederhergestellt worden, doch wie bereits
erwähnt, wäre die Form ?Adanedair
möglicherweise ebenso zulässig.
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Neben
dem normalen Plural gibt es im Sindarin den sogenannten Klassen-Plural
oder Gruppenplural. Tolkien merkte jedoch an, dass "die Endung –ath
(ursprünglich eine Kollektivendung bei Substantiven) als Gruppenplural
verwendet wurde, der alle Dinge gleichen Namens oder Zugehörigkeit zur
selben Gruppe umfasste; so bedeutet z.B. elenath
(als Plural von êl pl. elin) 'die Gesamtheit der Sterne': also alle (sichtbaren) Sterne am
Firmament; oder ennorath, die
Gruppe der inneren Lande die Mittelerde ausmachen. Ebenso sind die Argonath
'das Paar der Königssteine' an der Grenze zu Gondor zu erwähnen, oder Periannath
'die Hobbits (als Rasse)' als Gruppenplural von perian "Halbling, Hobbit" (pl. periain)." Der Brief des Königs liefert weiter Beispiele: sellath
dîn "seine Töchter" und ionnath
dîn "seine Söhne", jeweils bezogen auf alle Söhne und Töchter
Sams als Gruppen. In einigen Fällen scheint –ath
eine Langform –iath zu
haben. HoME11:387 nennt firiath
als Gruppenplural von feir
"Sterblicher" (normaler Plural fîr);
ebenso bei den "Kollektivplural"-Formen giliath
"Sterne" aus HoME5:358 GIL
(wie in Osgiliath
"Zitadelle der Sterne"). In einer früheren Version dieser
Abhandlung wurde erklärt, dass dieses vor –ath
auftretende i als Überbleibsel
eines früheren y erhalten
blieb (früher firya
"Sterblicher", gilya
"Stern"). Dies mag bei den Worten firiath
und giliath zutreffen, es
scheint jedoch so als ob die längere Endung –iath
immer dann auftritt, wenn sie an ein Wort mit dem Stammvokal i
angefügt wird: Der Vokal wird in der Endung wiederholt. Sofern
die Endung –ath an ein
Substantiv angehängt wird, das auf –nc
oder –m endet, werden diese
aus phonologischen Gründen zu -ng-
bzw. verdoppelt zu -mm-,
wohingegen die Endungen –nt
und –nd beide zu -nn- werden: Der Gruppenplural von Worten wie ranc "Arm", lam
"Sprache", cant
"Silhouette" und thond
"Wurzel" wären folglich rangath,
lammath, cannath, thonnath.
Hierbei ist zu beachten, dass der Laut [v] nur am Wortende mit f geschrieben
wird, sofern man eine Endung ergänzt, wird es so geschrieben wie es
gesprochen wird – also v -
. Folglich wird der Gruppenplural eines Wortes wie ylf
"Trinkgefäß" ylvath
geschrieben. In einigen Fällen wurden anscheinend auch andere Endungen als –ath verwendet, beispielsweise –rim "Volk" (HoME11:388), Nogothrim wäre somit der Gruppenplural von Nogoth "Zwerg". Eine weitere Endung ist –hoth "Horde, Schar". Im Anhang des Silmarillion (Eintrag hoth) wird angemerkt, dass diese Endung "fast immer abwertend" verwendet wurde und nennt als Beispiel Glamhoth "Lärm-Horde", eine elbische Bezeichnung der Orks. Derjenige, der die Schneemenschen von Forochel zuerst als Lossoth (aus loss-hoth, loss ="Schnee") bezeichnete, mochte sie anscheinend nicht. Im Brief#144 erklärt Tolkien, dass "der normale Plural von orch "Ork" zwar yrch ist, die Orks als Rasse oder Gesamtheit einer zuvor erwähnten Gruppe orchoth geheißen" hätte (aus *orch-hoth). Man kann darüber diskutieren, ob Formen wie Nogothrim und Lossoth echte "Mehrzahl"-Formen sind oder eher zusammengesetzte Substantive: Zwergen-Volk, Schnee-Horde. Im Zusammenhang mit Worten mit der Kollektivendung –ath wird stets der Pluralartikel in verwendet, sie sind also tatsächlich Pluralformen. Worte mit den Endungen –rim und –hoth verhalten sich entsprechend; so auch im Namen Tol-in-Gaurhoth "Insel der Wehrwolf-Horde" (Im Silmarillion Kap.18 wird der Name einfach mit "Insel der Wehrwölfe" übersetzt). Im Brief#144 stellt Tolkien fest, dass "der generelle Plural sehr oft durch Anfügung eines Wortes mit der Bedeutung >Stamm, Heer, Horde, Volk< an einen Namen (oder Ortsnamen) gebildet wurde" – jene Endungen die hier besprochen wurden. Es scheint so, dass vom grammatikalischen Standpunkt aus jene Worte, die eine dieser Endungen aufweisen, tatsächlich als Plural angesehen werden können und nicht als zusammengesetzte Substantive. |
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Nach
allem, was bisher veröffentlicht wurde, scheint es so, als ob das
Substantiv im Sindarin ebenso wie im Quenya in einer Vielzahl von Fällen
ungebeugt ist. Der gemeinsame Ursprung von Quenya und Sindarin war mit
einiger Wahrscheinlichkeit eine "Fall-Sprache", aber im
Sindarin sind die Endungen verloren gegangen (obwohl bei einigen Worten
noch Spuren von ihnen zu finden sind –z.B. ennas
"dort" einmal mit einem Lokativ [Ein Fall, bei dem das Verb
benutzt wird um eine Tat zu beschreiben; Anm. der Übersetzerin] geendet
haben, ähnlich der Quenya-Endung –ssë).
Im Sindarin werden Vorsilben anstelle der Endungen verwendet um die Fälle
darzustellen. Zu
erwähnen ist auch, dass Substantive im Sindarin den Genitiv darstellen können ohne ihre Form zu ändern. Ein Beispiel
dafür ist die Inschrift des Moria-Tores: Ennyn
Durin, Aran Moria "Tore von Durin, König von Moria". Die
Namen Durin und Moria haben hier die Funktion eines ungebeugten
Genitivs: von Durin (oder Durins), von Moria (oder Morias).
Um die Genitiv-Beziehung "X
von Y" oder "Xs Y" darzustellen, braucht man nur die
Worte nebeneinander schreiben: X Y. Der Brief des Königs liefert
weitere Beispiele: Aran Gondor
"König (von) Gondor", Hîr
i Mbair Annui "Herr der westlichen Lande", Condir i Drann "Bürgermeister des Auenlandes". Tolkien
merkte an, dass diese ungebeugten Genitive wahrscheinlich von den
"gebeugten Formen" abstammen (HoME11:370). In einem früheren
Stadium hatte das Sindarin wahrscheinlich ebenso wie das Quenya die
Genitiv-Endung o, die dann
jedoch in der Sprachentwicklung zusammen mit den anderen endständigen
Vokalen verloren ging (Das Doriathrin weist manchmal die Genitiv-Endung –a auf, wie in Túrins Beinamen Dagnir
Glaurunga "Glaurungs Verderben"; vgl. auch Bar Bëora "Haus Beors" (HoME11:230). Die Herkunft dieser
Endung liegt jedoch im Dunkeln, und sie wird anscheinend auch nicht im
Standard-Sindarin verwendet. Gelegentlich werden in einer
Genitiv-Formulierung eines oder beide Substantive verkürzt: so werden
beispielsweise Doppelkonsonanten auf einen reduziert; vgl. z.B. toll
"Insel" mit einem Namen wie Tol
Morwen "Morwens Insel" (HoME11:296). Lange Vokale können
verkürzt werden; vgl. dôr
"Land" mit Dor
Caranthir "Caranthirs Land" (HoME11:183). Doch solche
Reduzierungen sind nicht zwingend für ein korrektes Sindarin
erforderlich; so wird z.B. im Brief des Königs Hîr
in der Formulierung Hîr i
Mbair Annui "Herr der westlichen Lande" auch nicht zu Hir
verkürzt. Doch
nicht nur der Genitiv, auch der Dativ wird im Sindarin ohne Formänderung
des Substantivs dargestellt. Das ist aus dem ersten Teil von Gilraens linnod
im Anhang A des HdR ersichtlich: Onen
i-Estel Edain "Ich gab den Edain Hoffnung". Das indirekte
Objekt, oder Dativ-Objekt, ist eindeutig Edain
–aber es weist keinerlei beugende Endung auf. Der Dativ wird
anscheinend allein durch die Wortfolge ausgedrückt. Diese Konstruktion
kann man mit dem Deutschen "Ich gab den Dunedain Hoffnung"
vergleichen, die auch ohne Präposition oder beugende Endung auskommt
–doch während im Deutschen bei so einem Fall das indirekte Objekt vor
dem direkten Objekt eingefügt wird, erfolgt im Sindarin die Einfügung
des indirekten Objekts nach dem direkten Objekt. Das Substantiv ist, ebenso wie andere Teile der Sprache, häufig bestimmten, regelmäßigen Änderungen der Konsonanten am Wortanfang unterworfen. Mit diesen Konsonanten-Mutationen befasst sich das folgende Kapitel. |